MF Freeride
Bewertet in Deutschland am 20. Juni 2023
Ich habe mir folgende Protektorenjacken von POC zum Testen bestellt: Das "POC Oseus VPD Tee" (mit Schulterprotektion) und die "POC Oseus VPD Jacket" mit Ellbogenprotektion. Insgesamt kann ich bei beiden Produkten leider kein gutes Fazit ziehen.Vorweg: Sicherlich schützen die beiden Protektoren bestimmt gut, schließlich sind die Prüfnormen und Ergebnisse wirklich ordentlich und sie besitzen das hohe Schutzlevel 2 im Rückenprotektor. Außerdem ist die Jacke mal wieder poc-typisch gut verarbeitet und verspricht Langlebigkeit.Davon einmal abgesehen, machen vor allem die Brust-Protektoren aber leider überhaupt keinen Spaß beim Tragen! Das Brustschild ist extrem überdimensioniert und ragt etliche Zentimeter nach vorne heraus. Unter dem Trikot wirkt es so, als hätte man ein Implantat wie Iron-Man eingepflanzt bzw. kennt hier noch jemand He-Man mit der schweren Brustrüstung..? Das Trikot spannt dann wirklich nach vorn heraus, das ist extrem ungewohnt, hatte ich bisher noch in keinem Protektor und fühlt sich auch einfach nur hart an. Schuld daran ist nicht die dreilagige Protektorenschicht auf der Brust, sondern eine zusätzlich eingeklebte Plastikplatte. Diese dient wohl als Durchstichschutz, macht das ganze Pad aber extrem steif und unbequem. So, als hätte man eine Metallplatte vorne draufgeschraubt. Wieso hat POC es nicht ähnlich dem Rückenprotektor gemacht? Dieser hat hingegen nur die drei flexiblen Platten, ist biegsam und formt sich bei Wärme mit dem Körper. Das ist super gelöst und macht bestimmt auch Spaß aufm Bike, zudem schützt der Rückenprotektor auch wirklich fast den gesamten Rücken.Allein durch die Brustplatte ist die Jacke fast nicht zu gebrauchen, wie soll man damit MTB bzw. Downhill fahren, wo Bewegungsfreiheit und Flexibilität extrem wichtig sind? Klar - möchte ich mich gut schützen, brauche ich auch etwas mehr Schutz. Das lösen die "EVOC Protektorweste Pro" oder alle "Ortema"-Westen um Welten besser. Meiner Meinung nach hat sich da POC einen groben Schnitzer im Design und der Funktion geleistet.Negativ fallen ebenfalls die Reißverschlüsse auf, die nur bis zu den Achseln geöffnet werden können. Dadurch ist das Anziehen zwar noch okay, kommt Nässe und Schweiß hinzu, sind die Jacke oder das Shirt nur sehr schwer ausziehbar. Warum ist man nicht beim seitlichen Reißverschluss der "POC Spine VPD 2.0 Jacket" geblieben? Diese hatte ich auch schon einmal getestet und der seitliche Reißverschluss war ein Highlight der Jacke. Zusätzlich kratzen die Reißverschlüsse der Oseus-Protektoren hin und wieder unangenehm, was mit der Lasche unter den Achseln zusammenhängt. Für den Preis erwarte ich einfach mehr Komfort.Zur "Oseus-VPD-Jacket" muss ich noch hinzufügen, dass die Ellbogen-Protektoren keine Einstellmöglichkeiten haben. Sollten die Arme zu dünn oder zu dick sein, sitzen die Protektoren am Arm nicht richtig. Bei mir kam außerdem noch hinzu, dass ich die Jacke und das Shirt in "L" mit 1,83m Größe als etwas zu kurz empfand. Unten am Abschluss gibt es auch keine Silikonlasche oder ein Gummi zur Fixierung. Insgesamt betrachtet bieten beide Protektoren keinerlei Einstellungsmöglichkeiten, weder Klettverschlüsse, noch Gurte, sehr flexibel wirkt der Stoff auf mich jetzt auch nicht.Abschließend bin ich enttäuscht von den Protektoren. Immerhin sind beide sehr teuer und ich mag ansonsten die Verarbeitung, Innovation und den Style von POC-Produkten. Die Oseus-Protektoren sind bei mir aber deutlich durchgefallen, da ein sportliches Biken damit nicht wirklich möglich ist. Wer sich jedoch gerne eine Ritter-Rüstung anzieht und eh nur mit Vollgas in Falllinie den Berg runterballert - ohne den Komfort einer flexiblen Jacke zu benötigen - könnte hier schon eine nützliche Protektion finden. Wie gesagt, der Schutz ist hoch, der Komfort leider nicht.